Jernhatten på Djursland

Tolkiens Faszination bezüglich Ostjütland

Foto: Sarah Green

John Ronald Ruel Tolkien ist ein weltberühmter Schriftsteller, der Bücher wie ”Das Silmarillion”, ”Der Hobbit” und ”Der Herr der Ringe” geschrieben hat. Doch die wenigsten wissen, dass Tolkien auch Sprachwissenschaftler an der Universität Oxford in England war.

Hier studierte er Altenglisch und skandinavische Sprachen, und es bestand eine lebenslange Liebesbeziehung zwischen Tolkien und der alten nordischen Geschichte.

Von Casper Clemmensen, Historiker und Autor des Buches "Tolkien og det mytiske Jylland" (Tolkien und das mythische Jütland)

Tolkien und die Kartografie

Tolkien vertiefte sich in die alten Mythen Jütlands aus der Periode vor der Gründung des dänischen Reiches in der Eisenzeit. Dabei benutzte er sowohl altenglische Texte über Dänemark als auch kartografische Methoden (Landkarten). Seit seiner Tätigkeit als Offizier im 1. Weltkrieg, zu der auch das Lesen von Karten gehörte, war Tolkien außerordentlich fasziniert von Landkarten und Ortsnamen. Diese Faszination führte später zur Entstehung seiner belletristischen Werke. Die Bücher ”Der Hobbit” und ”Der Herr der Ringe” haben von Tolkien konstruierte Karten auf der Innenseite des Einbandes. Tolkien meinte selbst, dass er nie eine neue Geschichte oder ein neues Forschungsprojekt begann, ohne vorher eine Karte über die entsprechende Gegend zu zeichnen.

Kort og kompas

Foto:Ylanite

Ostjütländische Sagen als Inspiration

Tolkien ließ sich intensiv von den nordischen Sagen inspirieren. Dazu gehört u.a. eine berühmte in der Aarhuser Bucht und auf der Insel Samsø angesiedelte Sage von der Schildmaid Hervør. Da Tolkien auch Experte auf dem Gebiet der Kartografie war, stieß er in diesem Zusammenhang auf eine ganze Reihe ostjütländischer Ortsnamen, Personen und Mythen, die er in seinen belletristischen Meisterwerken verwendete. 

Ortsnamen wie Hjelm Dyb (Helm’s Deep), Isgård (Isengard), Eskerod (Esgaroth) sowie Aarhus (Aros) sind Beispiele dafür. Es gab aber auch Personen und Ereignisse aus der ostjütländischen Wikingerzeit, von denen sich Tolkien inspirieren ließ. 

Ein Beispiel dafür ist Tolkiens berühmte Schildmaid Éowyn – die mutige Schildmaid von Rohan, die im dritten und letzten Band des ”The Lord of the Rings: The Return of the King” den Hexenkönig von Angmar tötet. Éowyn ist bis ins Detail der legendären dänischen Schildmaid Hervør und deren Raubzügen in der Aarhuser Bucht nachempfunden. Von der Sage über sie, der sogenannten Hervara-Sage, übernahm Tolkien zahlreiche weitere Personen und Ereignisse. 

Risskov og Aarhusbugten

Foto:Roar Paaske

Auf der Insel Samsø gibt es beispielsweise die Sage von dem rastlosen mythischen König Angantyr, der mit seinen Kriegern in den Bergen wohnt, bis sie von ihrem Bann befreit werden. Diese Sage verwandelt Tolkien in die Erzählung über the King of the Dead und dessen Army of the Dead, über den mythischen König und dessen mit einem Fluch versehenen Heer, das in den White Mountains lebt, bis Aragorn es erlöst.

Auf Samsø gibt es auch die Wikingersage über die Rüstung, die dünn wie Seide, aber für jedes Schwert undurchdringlich ist. Dabei handelte es sich um eine magische von irischen Elfen gefertigte Rüstung, die von dem berühmten norwegischen Wikinger Ørvar Odd bei dessen Kämpfen auf Samsø getragen wurde. Diese Sage wird von Tolkien verwandelt zu der Erzählung über den magischen Harnisch aus Mithril, der im ”Hobbit” und im ”Herrn der Ringe” auftaucht. Sowohl Bilbo als auch Frodo tragen den Mithril-Harnisch, der beispielsweise Frodos Leben in the Mines of Moria rettet.  

Auf der Halbinsel Helgenæs in der Gemeinde Syddjurs gibt es außerdem den Mythos über den Elfenkönig, der in dem riesigen Ellemandsberg wohnt – ein Mythos, von dem sich Tolkien bei der Gestaltung seiner Elfenkönige inspirieren ließ. 

Udsigt fra Ellemandsbjerget på Djursland

Foto:VisitAarhus

Schauen Sie sich die Orte an, von denen sich Tolkien inspirieren ließ

Wir wissen also, dass Tolkien einen großen Teil seiner Forschungsarbeit darauf verwendete, sich in die alte Geschichte Dänemarks und besonders die Geografie Ostjütlands zu vertiefen. Es gibt zahlreiche Beispiele für Sagen und Ortsnamen, die er höchstwahrscheinlich hier gefunden und später in sein Universum eingeführt hat und von denen er sich bei der Schaffung seiner weltberühmten Erzählung über den Ring hat inspirieren lassen. Die Orte kann man heute noch in Dänemark finden, viele davon auf Djursland.

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