Elsebeth Egholm

Das Aarhus der Schriftstellerin Elsebeth Egholm

Foto: Sanne Berg

In einem Miniinterview erzählt Dictes Schöpferin, die Schriftstellerin Elsebeth Egholm, was ihr an Aarhus so gefällt und welche Rolle die Stadt in der Serie spielt.

"Das Erste, was mir einfällt, wenn ich an Aarhus denke, ist Heimat. Ich bin in Aarhus aufgewachsen, im Norden der Stadt. Ich bin in Aarhus zur Schule gegangen, habe hier meine Ausbildung erhalten und habe meine Familie hier", antwortet Elsebeth Egholm auf die Frage nach ihren Assoziationen mit der Stadt. Das Gefühl, hier zu Hause zu sein, teilen sicherlich viele Aarhuser, Zugezogene und Weggezogene. Gerade wegen der zahlreichen stimmungsvollen Bilder von Aarhus ist die Fernsehserie bei vielen Zuschauern so beliebt. Sie erkennen ihre Heimatstadt wieder. In dem Interview nimmt Elsebeth Egholm den Leser mit in ihr Aarhus, jenes Aarhus, das sie dazu inspiriert hat, die Geschichte von Dicte zu schreiben.

Wohin würden Sie am ersten Tag des Frühlings in Aarhus gehen?

"Am ersten Frühlingstag würde ich wohl einen Spaziergang um den See 'Egå Engsø' machen, der in der Nähe meiner Wohnung liegt."

Wenn Sie drei Tipps für tolle Erlebnisse in Aarhus geben sollten, was würden Sie vorschlagen?

"1. Einen Abend im Kino 'Øst for Paradis' mit einem gesunden Schokoladen-Fruchtriegel und Kaffee zu irgendeinem europäischen Film"

"2. Shopping in den kleinen Läden im Quartier Latin und vielleicht eine Tasse Kaffee in einem der alten Cafés vom Anfang der 1980er Jahre."

"3. Ich bin immer noch nicht in dem neu renovierten Hallenbad 'Spanien' gewesen. Als ich studiert habe, war dies der Ort, wo ich mich mit meinen Freundinnen zum Relaxen getroffen habe."

Was ist Ihre Lieblingslokalität in Aarhus?

"Ich habe in Kasted gewohnt und liebe Spaziergänge an Sommerabenden in dem dortigen Sumpfgebiet, wo man - mit etwas Glück - die Nachtigall singen hören kann."

Welche Art von Restaurant bevorzugen Sie, wenn Sie essen gehen?

"In Aarhus gibt es viele gute Restaurants. Ich selbst gehe nicht sehr oft in die richtig teuren. Ich bevorzuge Restaurants mit gutem brasseriemäßigem Essen, einer lockeren Stimmung und einer in Bezug auf das Nachtleben günstigen Lage."

Gibt es in Aarhus Gegenden, die Sie besonders mögen, und wenn ja, welche?

"Ich habe wohl eine Schwäche für die ersten um den Platz 'Pustervig' und die Straßen 'Klostergade' und 'Studsgade' entstandenen Cafés.  Auch jene entlang des Flusses sind gut, aber die haben die klassischeren wohl ein wenig in den Schatten gestellt, die ich jetzt wieder häufiger besuche."

Hat Aarhus Ihrer Meinung nach eine besondere Seele?

"Ich weiß nicht, ob Aarhus eine besondere Seele hat. Für mich ist Aarhus, wie gesagt, meine Heimatstadt, und als solche hat es wohl immer etwas Besonderes. Ich mag auch Kopenhagen. Aber in Aarhus gibt es eine enge Beziehung zwischen Stadt und Land, und allein die Tatsache, dass es nur  zehn Minuten dauert, von der Innenstadt zu Wald und Strand zu gelangen, hat wohl eine gewisse Attraktivität."

Wodurch unterscheidet sich Aarhus Ihrer Meinung nach von anderen dänischen Städten?

"Aarhus unterscheidet sich von den meisten anderen dänischen Städten dadurch, dass es eine junge Stadt mit großer Fluktuation ist. Jeder kennt Aarhus. Entweder hat man hier studiert oder hat einen Freund oder eine Freundin in Aarhus gehabt, oder aber man hier seinen Urlaub mit der Familie verbracht oder hier gearbeitet. Ich weiß nicht, ob Aarhus die Stadt mit der größten Fluktuation in Dänemark ist, aber die Dynamik hier ist jedenfalls groß allein wegen der vielen Bildungseinrichtungen."

Wie haben Sie die Entwicklung der Stadt in den letzten Jahren erlebt?

"Aarhus ist eine dynamische Stadt mit Ambitionen. Es ist nicht immer angenehm, wenn der Verkehr den 'Randersvej' entlang so zäh fließt, weil dort die Anlagen für die neue Straßenbahn gebaut werden. Dasselbe gilt für den 'Kystvejen', wenn dort nur eine Spur statt der sonst üblichen zwei befahr bar ist. Andererseits muss man ja sagen, dass hier eben viel passiert. Im Hafen ist ein völlig neuer Stadtteil entstanden; wir werden Kulturhauptstadt sein, wir haben ein neues Kulturcenter im alten Güterbahnhof bekommen usw. Das Leben in Aarhus steht nie still, und man sollte nicht glauben, dass man eine Straße genau kennt, denn das Äußere der Stadt ändert sich in null Komma nichts."

Was meinen Sie hat Aarhus für Gäste aus dem In- und Ausland zu bieten?

"Aarhus hat sowohl Gäste aus Dänemark als auch aus dem Ausland viel zu bieten. Ich meine, dass die Natur in der Umgebung der Stadt dazu beitragen kann, Besucher anzuziehen. Besonders wenn gelegentlich an der Küste entlang die Skulpturen ausgestellt werden. Die Strände hier sind wirklich gut; die Wälder sind schön. Das Prähistorische Museum Moesgaard ist erweitert worden; das Freilichtmuseum 'Den Gamle By' wurde auch um ein Areal aus neuerer Zeit erweitert; das Kunstmuseum ARoS hat seinen Regenbogen auf dem Dach bekommen - hier gibt es außerdem Ausstellungen von internationalem Format; und es gibt tolle Geschäfte und Restaurants und Cafés. Und gute Cocktailbars und Stellen, wo man tanzen kann. Ich meine, für die meisten ist etwas dabei."

Warum handelt die Geschichte von Dicte in Aarhus, und was meinen Sie, trägt Aarhus zu dieser Geschichte bei?

"Es würde sich sicherlich gut anhören, wenn ich sagen würde, dass die Romane mit Dicte in Aarhus spielen, weil das die schönste und beste Stadt in Dänemark ist. Aber das würde nicht der Wahrheit entsprechen. Ich liebe Aarhus. Aber ich liebe auch viele andere Orte. Aarhus ist eine schöne Stadt. Und es ist meine Heimatstadt. Und die Bücher handeln hier, weil das ganz einfach praktisch ist. Ich brauche nur aus meiner Haustür zu treten, dann weiß ich, wie die Stadt aussieht und kann das in einem Buch beschreiben. Ich kann einen Spaziergang in der Fußgängerzone machen oder die 'Guldsmedgade' entlang gehen und dann nach Hause gehen und schreiben, dass Dicte da geht und einen Mörder sucht. In meinem nächsten Buch veranstalten Dicte und ihre Tochter Rose ein großes Fest in einem Café auf dem Platz 'Pustervig'. Das kann ich schreiben, weil ich selbst zu einem solchen Fest gewesen bin. Und wenn Dicte nach Hause kommt, in ihr gelbes Haus, kann ich das Haus in Kasted beschreiben, weil ich selbst da gewohnt habe."

"Ich will hinzufügen, dass Aarhus den Romanen einen wiedererkennbaren Kontext gibt, wie wir das auch von anderen Krimis kennen, die in anderen Städten spielen. Eben weil hier so eine große Fluktuation herrscht und weil viele eine Relation zu Aarhus haben, höre ich oft, es sei herrlich und erfrischend, dass meine Bücher in Aarhus spielten und alle Örtlichkeiten wiedererkennbar seien."

Your rainbow panorama i Aarhus

Foto:ARoS

Über Elsebeth Egholm

Die erfolgreiche Fernsehserie "Dicte" fußt auf Elsebeth Egholms vorläufig sechs Romanen über die Aarhuser Journalistin Dicte Svendsen.

Elsebeth Egholm

Elsebeth Egholm hatte 1999 ihr schriftstellerisches Debüt. Im Jahre 2013 erschien ihr zwölfter Roman. Sie gehört zu den meistgelesenen Autoren in Dänemark. Ihre Bücher werden in hoher Auflage verkauft und gehören zu den am häufigsten ausgeliehenen in dänischen Bibliotheken. Ihre Bücher erscheinen auch im Ausland - auf Schwedisch, Norwegisch, Deutsch, Französisch, Isländisch, Italienisch, Holländisch, Polnisch und Englisch.

Elsebeth Egholm wurde am 17. September 1960 in Nyborg geboren und wuchs in Lisbjerg bei Aarhus auf. Das Abitur machte sie am Staatsgymnasium im Aarhuser Stadtteil Hasle. Sie studierte ein Jahr Musikwissenschaft an der Universität Aarhus und schloss eine vierjährige Ausbildung am Jütischen Konservatorium an. 1985 wechselte sie an die ebenfalls in Aarhus gelegene Dänische Journalistenhochschule. 1989 nahm sie eine Stellung bei der Zeitung "Berlingske Tidende" an. 1992 zog sie auf die kleine zu Malta gehörende Insel Gozo und begann ihre Tätigkeit als freie Journalistin und Kolumnistin für "Berlingske Tidende", "Alt for Damerne" u.a. Außerdem begann sie, eine ganze Reihe von Novellen in dänischen und anderen nordischen Zeitschriften zu veröffentlichen. Ihr erster Roman, der Bestseller "Der Klub der Unzertrennlichen", erschien 1999. Elsebeth Egholm war von 1994 bis zu dessen Tod 2005 mit dem britischen Thriller-Autor Philip Nicholson verheiratet.

Nach dem Roman "Der Klub der Unzertrennlichen" erschienen in Dänemark im Jahre 2000 der Roman "Scirocco" sowie eine Sammlung von Texten von der Insel Gozo, "Mig og min ø". Es folgte der Roman "Gartenpavillon", deutsch 2003. 2002 kam "Der tote Knabe", der erste Kriminalroman der Serie mit Dicte Svendsen, dem inzwischen die Krimis "Das nächste Opfer", "Blutzoll", "Tödliche Bürde" und "Rachlust" folgten. Es schlossen sich "Eiskalt wie die Nacht", 2011, und  "Die Nacht der toten Seelen", deutsch 2014, an, zwei spannende Romane, in denen Dictes Sohn Peter Boutrup als Hauptfigur auftritt.

2013 erschien in Dänemark "Eget ansvar", der erste neue Dicte-Krimi nach drei Jahren.

Elsebeth Egholm schrieb auch das Manuskript zu der deutsch-dänischen Krimiserie "Nordlicht - Mörder ohne Reue". Die Serie wird in einer amerikanischen Version in diesem Jahr in den USA zu sehen sein.

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